Die Pfarrkirche Sankt Laurentius
Geschichte des Ortes und der Kirche
Sollenau war bereits im 12. Jahrhundert ein kleiner Zollort, an einer Furt über den österreichisch-steirischen Grenzfluss Piesting. Der Ort war im Besitz der Babenberger, verwaltet von einem Ministeriale, dessen Wohnsitz wahrscheinlich der erste Bau des Pfarrhofes war.
In der Zeit der Übernahme der Steiermark durch die Babenberger und der zunehmenden Bedeutung der Straßenbrücke über die Piesting (Brückenmaut) dürfte bereits eine einfache Filialkirche bestanden haben, die zur Mutterpfarre Traiskirchen gehörte.
Mit dem Anwachsen des Ortes entstand Anfang des 13. Jahrhunderts ein Großbau der Kirche, eine typische hochmittelalterliche Burg-Kirchenanlage, in der Folgezeit eine Wehrkirche.
Ab 1312 ist Sollenau bereits eine Pfarre, zunächst unter der Patronanz des Stiftes Melk, welche nach den Wirren des ersten Türkenkrieges und der Reformation auf die Besitzer der Herrschaft Schönau a. d. Triesting über ging. In einer Urkunde aus dem Jahre 1396 wird erstmals die Pfarre Sollenau als Sitz eines selbständigen Pfarrers ausgewiesen.
Nach Zerstörung des Ortes Sollenau samt Kirche und Pfarrhof durch die Türken im Jahre 1529 kam es erst Mitte des 16. Jahrhunderts durch die Inbetriebnahme eines Kupferhammers zu einem Aufschwung in Sollenau, ab 1590 übte die Herrschaft in Schönau das Patronat über die Pfarrkirche aus. Der Kirchenbau wurde auf seine heutige Größe erweitert und von den damaligen protestantischen Baronen von Oberhaim zu einem überregionalen evangelischen Gebetsort ausgebaut. Der erste katholische Pfarrer nach der Zeit des Luthertums war 1625 ein gewisser Laurentius Heroldt.
Ein Ausbau der Kirche als Wehrkirche bot der Bevölkerung bei der zweiten Türkengefahr im Jahre 1683 Sicherheit, aber Ort und Pfarrhof wurden verwüstet, wie auch danach unter dem Einfall der Kuruzzen. Erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts kam es wieder zu einem größeren Renovierungsschub.
Der neue Hochaltar mit dem Abbild des heiligen Laurentius, gemalt von Johann Muz, sowie die barock umgestaltete Inneneinrichtung stammt aus dem Jahre 1784.
Eine Kirchenansicht aus dem Jahre 1826 zeigt die Kirche mit einem mächtigen Satteldach und einem zwiebelförmigen Turmhelm. Auch die Wehrmauer war noch weitgehend vorhanden, die doppelten Schanzgräben jedoch bereits aufgelassen und als Fahrweg bzw. für die Anlage eines Pfarrkellers neu genutzt.
Der um die Kirche liegende Friedhof wurde aufgrund der Bevölkerungszunahme zu klein und Richtung Osten erweitert, schon bald folgte die Verlegung auf seinen derzeitigen Standort südlich der Bahn. Die Gebeine der Verstorbenen wurden im Karner unter dem derzeitigen Windfang beim Kircheneingang beigesetzt.
1856 erhielt die Westfassade eine neugotische Gestalt mit einem neuen Kirchenportal. Weiters wurde das Kirchendach durch Aufmauerungen von Dachbodenarkaden basilikal gestaffelt und eine neue Sakristei neben der rechten Seitenkapelle angebaut. 30 Jahre später fiel das gesamte mit Holzschindeln gedeckte Kirchen- und Turmdach einem Großbrand zum Opfer, auch die Glocken schmolzen. Der Wiederaufbau erfolgte mit Schieferplatten und der Turm erhielt wieder das historische Spitzdach.
In der Folge prägte der damalige Zeitgeschmack das Innere der Kirche: Verzierungen, figuraler Schmuck, ein Kommuniongitter im Altarraum und der Gewölbehimmel mit Sternenhimmel.
Während des zweiten Weltkrieges erlitten die Kirche und der Pfarrhof schwere Schäden, vor allem durch die Sprengung der Munitionsdepots in Enzesfeld, deren Druckwellen alle kunstvoll gestalteten Fenster beschädigten. Die Gruft unter der Lorettokapelle diente im Krieg als Luftschutzraum.
Anlässlich der 800-Jahrfeier des Ortes wurden im Rahmen einer gründlichen Renovierung die stilwidrigen neugotischen Aufbauten der Westfassade entfernt und ein vergrößertes Portal in neoromanischem Stil errichtet sowie die Orgel ersetzt. Ständig feuchte Wände führten 1968 zur Entfernung des Wandputzes.
Im März 1980 endete nach 410 Jahren das Kirchenpatronat der Herrschaft Schönau. Da die Patrone die Beiträge für die Erhaltung der Kirche und des Pfarrhofes nicht geleistet hatten, war das Mauerwerk des Wehrturmes in einem sehr schlechten Zustand. 1990 erfolgte eine gründliche Restaurierung mit Neudeckung und Konservierung des Turmdaches gegen witterungsbedingte Schadstoffeinflüsse.
Die jüngste Renovierung wurde im Jahre 2008 abgeschlossen. Mit der Konservierung der Inneneinrichtung, einer Wiederherstellung der stilgerechten Putzflächen sowie einer prunkvollen Färbelung, die den Zeitgeschmack des mittleren 16. Jahrhunderts wiedergibt, und der besonders aufwändigen Konservierungsarbeit an den aus dem Jahr 1737 stammenden Kreuzwegbildern erstrahlt die Kirche nunmehr wieder in ihrer ganzen Schönheit. Das restaurierte Hochaltarensemble und die mit einem Baldachin neu gestaltete Lorettomadonna bilden den Mittelpunkt des gelungenen Gesamtwerkes.
Mit der Gründung der Pfarre Zum Guten Hirten im Steinfeld am 1.Jänner 2017 wurde die Kirche Sankt Laurentius zur Pfarrkirche der neuen Pfarre.